…und ich war nie in der Schule von André Stern

…und ich war nie in der Schule von André Stern

und ich war nie in der Schule Buchcover

Der Autor lebt in Frankreich und ist dort auch aufgewachsen. Aufgrund der bewussten Entscheidung seiner Eltern hat er nie eine Schule von innen gesehen. Auch die alternative Beschulung „Homeschooling“ wurde nicht durchgeführt.

André sollte sich entsprechend seiner eigenen Bedürfnisse, Interessen, Leidenschaften und vor allem der eigenen Geschwindigkeit entwickeln und bilden.

Seine Eltern sind beide im weitesten Sinne Pädagogen (seine Mutter ist Grundschullehrerin, sein Vater betreibt eine eigene Malschule).

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Die Eltern erlebten in ihren ersten Jahren der Berufstätigkeit in staatlichen Lehranstalten, dass die Kinder zu Beginn der Schulzeit kreativ, euphorisch und sehr lebensinteressiert sind, jedoch nach wenigen Monaten oft nur noch widerwillig am Unterrichtsgeschehen teilnahmen.

Sie führten dies darauf zurück, dass durch das enge Korsett des gezielt vorgegebenen Lernstoffes das Kind in eine Richtung gedrängt wird, die ihm nicht entspricht und darüber hinaus ständig bei allem, was es tut, unterbrochen wird. Den Unterrichtsmodus von je 45 Min. halten die Eltern von André für sehr „zer“störend für die kindliche Entwicklung und Kreativität. Durch diese Erkenntnisse der Eltern trafen sie die sehr bewusste und weitreichende Entscheidung, dass ihre Kinder nicht zur Schule gehen werden. Ihr Grundsatz beruhte auf einem Ergebnis der Hirnforschung, dass durch Begeisterung ausgelöstes Lernen (also durch Lernen in Verbindung mit Emotionen) die neuronalen Netze ausgebaut werden und damit das Lernen viel effektiver und dauerhafter stattfindet.

Die Eltern von André gehen davon aus, dass das kindliche Spielen mit Lernen gleichzusetzen ist, sie erkenn keinen Unterschied zwischen beiden. Demnach ging es darum, dass André und seine Schwester sowie auch seine Cousinen stets den ganzen Tag zum Spielen nach ihren Interessen Zeit hatten. Sie wurden nie unterbrochen, nie richtungsweisend gesteuert, nie getadelt für ihr Spiel aber auch nicht gelobt (selbst wenn André tagelang nur Autos aus dem Fenster nachgeschaut hat, um die unterschiedliche Beleuchtung zu „studieren“). Die Eltern haben stets nur ihre Aufmerksamkeit und bei Bedarf Unterstützung geschenkt.

André berichtet in seinem Buch ausführlich, wie er im Laufe der Zeit verschiedenste Leidenschaften entwickelt und teilweise über Wochen, Monate oder sogar Jahre bis zur Perfektion erkundet hat. Dabei gab es oft überlappende Interessen aber auch innerhalb einer Leidenschaft viele Möglichkeiten, in unterschiedlichsten Fachgebieten Wissen zu erwerben. Seine Eltern beobachteten jedoch sehr genau, welche Interessen die Kinder gerade entwickelten. So gab es im Elternhaus stets eine Fülle von Büchern in jeglicher Kategorie, die in regelmäßigen Abständen neu ankamen. Von Klein auf durften die Kinder diese Bücher mit nutzen und entwickelten allein schon daraus eine Menge Neugier zu neuen unbekannten Themen.

Da sie nicht angeleitet wurden, haben sie von sich aus nach verschiedenen Möglichkeiten gesucht, sich die offenen Fragen durch Recherchen, Nachfragen bei Fachleuten, beobachten usw. selbst anzueignen (Internet gab es noch nicht). Außerdem haben die Eltern ihre Kinder zu allen möglichen Veranstaltungen, die sie selbst interessiert haben, mitgenommen sowie auch zu Uni-Seminaren, Kulturtreffen und vielen anderen. Da die Eltern gut vernetzt waren, ergaben sich somit eine Fülle von Situationen, in denen die Kinder neugierig Wissen aufsaugen konnten. Wenn die Eltern für bestimmte Dinge größeres Interesse der Kinder wahrnahmen, arrangierten sie auch ggf. Privatstunden z.B. zum Erlernen eines Instrumentes, Teilnahme an Tanzkursen du vieles mehr.

André lernte in sehr jungen Jahren viel durch Beobachtung und Nachahmen, wie z.B. Schreiben, indem er sich mit 3 Jahren neben seinen schreibenden Vater setzte und durch stundenlanges „Krakeln“ ebenso tat, als wenn er schreiben würde. Erst später erwachte dann sein Ehrgeiz dahingehend, auch lesen und schreiben zu können, was in den bunten Büchern stand und er erarbeitete sich die Buchstaben und deren Bedeutung selbstständig. Über die Jahre entwickelte André insbesondere Interesse an den Themen Literatur, Musik, Ingenieurtechnische Leistungen aller Gebiete, Konstruktionen mechanischer sowie elektronischer Baugruppen, Interesse an Eisenbahnen, Automobilen, Kunst, Astronomie, Metallhandwerk, Tanzen.

Einige dieser Interessen wurden durch zufällige Begegnungen in Begleitung Erwachsener und durch die im Elternhaus vorhandenen Bücher und Schallplatten geweckt. Einige der Interessen waren nach einer gewissen Zeit nicht mehr vorhanden, andere entwickelten sich, teilweise im Verborgenen, ganzheitlich über Jahre hinweg und bildeten Verknüpfungen zu anderen Leidenschaften. Grundsätzlich haben die Eltern niemals etwas kindgerecht vorbereitet, André nahm immer an Treffen, Veranstaltungen, Seminaren, Kursen und Lehrausbildungen teil, die für Erwachsene vorgesehen waren und oft war er das einzige Kind darunter. Materiell notwendige Anschaffungen (für seine Weiterentwicklung), wie LEGO, Elektromotor oder Instrumente wurden nach sogfältiger Abwägung und gewisser Wartezeit meist von den Eltern gekauft im Rahmen ihres Budgets (Geld war im Haushalt nicht immer ausreichend vorhanden).

Aufgrund seines ganzheitlichen Lernens erwarb André fundierte tiefe Kenntnisse auf vielen Gebieten, die sich ihm auf Dauer eingeprägt haben. Letztendlich findet André als Erwachsener nach vielen Experimenten seine dauerhafte Leidenschaft in experimenteller Gitarrenmusik zu Improvisationstanz seiner Cousine. Sie gründen schließlich eine eigene Firma, treten gemeinsam auf und reisen (teilweise auch mit anderen Künstlern zusammen) zu internationalen Auftritten. Durch einen Kinofilm inspiriert, wird André außerdem nach vielen Irrwegen Gitarrenbauer mit Leidenschaft und in Teilhaberschaft mit seinem Lehrmeister.

Außerdem betätigt er sich als Autor/ Journalist und gibt Lesungen sowie Coachings in mehreren Sprachen, inzwischen ist auch die Leidenschaft zur Arbeit am PC dazu gekommen. Selbst bezeichnet er sich als teilweise manischen Perfektionisten. André hat somit im Laufe seines Lebens eine Fülle von tiefen Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben, obwohl er nie eine Schule besucht hat, nie eine Prüfung abgelegt hat und keinerlei Nachweise in schriftlicher Form über eine seiner Expertisen hat; lediglich sein Können selbst bestätigt ihn.

Inzwischen wird er seit vielen Jahren immer wieder mit typischen skeptischen Fragen traktiert, auf die er ebenfalls antwortet. Hier ein Auszug daraus:

Hat Dir der Umgang mit anderen Kindern nicht gefehlt? André empfindet den Kontakt zu anderen Menschen wichtig und unterscheidet nicht zwischen Kindern und Erwachsenen. Er schätzt ein, dass er umfangreiche soziale Kontakte hatte zu jeder Altersgruppe.

Warum haben Deine Eltern entschieden, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken? Daraufhin haben die Eltern selbst ihr Statement abgegeben, das bereits zu Anfang meiner Ausführung erläutert wird. Im Wesentlichen haben die Eltern für sich erkannt, dass die herkömmlichen Beschulungsmethoden nicht geeignet sind für die optimale Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder.

Aber wie sah denn bei Dir der notwendige Ablösungsprozess im Hinblick auf Dein Elternhaus aus, Abnabelung der Jugendlichen? André kann mit diesen Begriffen nichts anfangen, sie gehören nicht zu seinem Bezugssystem, weil es keine Abgrenzungen und Unterteilungen in seinem Leben gibt, weder zwischen Erwachsenen und Kindern noch zwischen Arbeit, Urlaub Erholung usw. Er lebt nur ständig seine Leidenschaften und dadurch gibt es keine abrupten Übergänge. Er hat keine Krisen durchlebt und musste auch keine Unabhängigkeit erkämpfen, da er sie schon immer hatte.

Wie verlief für Dich der Eintritt ins Berufsleben, warst Du nicht recht hilflos und unvorbereitet? André kannte diese Grenzen und Übergänge gar nicht, weil er schon immer sein Leben so lebte, wie er es wollte. Das Berufsleben war ein allmählicher Übergang ohne Abgrenzung. Einen Unterschied zwischen Spielen, Lernen, Beruf usw. kennt er nicht.

Welche Vorteile hat es Dir gebracht, nicht zur Schule zu gehen? Auch das ist für ihn eine fremdartige Frage, er quantifiziert nicht, eicht nicht, will kein Kapital aus etwas schlagen und vor allem setzt er seine Lebenselemente keinem Vergleich aus, gemäß der Überschrift Vorteile / Nachteile. Er ist schockiert über diese Sichtweise (materialistisch), immer Rentabilität im Vergleich zu anderem ermitteln zu wollen.

In Bezug auf welche Punkte bedauerst Du, nicht zur Schule gegangen zu sein? André hat sich nie in den Vergleich gestellt, hat sich nie im Nachteil gefühlt aber auch nicht das Gefühl der Überlegenheit gehabt. Er hat keine Schwierigkeit, sich in Gesellschaft zu integrieren, weil dies immer freiwillig geschah mit Menschen, die er mochte. Auch ohne Abschlüsse hatte er nie Probleme, seinen Leidenschaften zu folgen, seine Erfahrung ist: Kompetenz geht über Qualifikation. (Entgegen der landläufigen Meinung)

Und wenn Du nun Arzt, Anwalt oder Architekt hättest werden wollen? Er findet, dass es in diesen Berufen bereits genug Menschen gibt, bei denen meist die ehrgeizigen Eltern Ursache waren. Er findet, dass diese Berufe auf einen Podest gehoben und somit alle anderen Berufe automatisch abgewertet werden. Das bedeutet Stigmatisierung anderer Berufe. Und Manipulation, dass einige Berufe mehr Wert seien als andere. André empfindet die öffentliche Meinungsmache darüber irreführend. Außerdem schließt er nicht aus, dass jemand auch ohne Schulbesuch bei Interesse für einen derartigen Berufe durch externe Prüfungen durchaus diese Laufbahn einschlagen kann.

Sie berichten von einer bemerkenswerten, individuellen Geschichte, und immer wieder treffen wir auf wunderbare Ausnahmefälle dieser Art. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass ein solcher Weg einigen Privilegierten und Wohlhabenden vorbehalten ist. Die Aufgabe der Schule ist es, sich um alle anderen zu kümmern. (Frage eines Vertreters des Schulministeriums)

André empfindet gerade diese Individualität als Chance für alle, sich ihrem eigenen Naturell entsprechend zu entwickeln und zu bilden. Er hält dem Fragenden entgegen, dass hier unter dem Deckmantel der Chancengleichheit eine passive Vereinheitlichung angeboten wird. Allein durch die Auswahl, dass alle anderen „Benachteiligte“ sind, empfindet er schon als Arroganz. Er sieht es so, dass eine „Herde“ gleichlaufender Menschen erzogen wird, die seinen Weg als privilegierte Ausnahme betrachten, die nicht für sie erreichbar ist. Nur dann ist gewährleistet, dass sie nicht über den eigenen Weg nachdenken.

André ist der Auffassung, dass es nicht von der Intelligenz, der Bildung oder der finanziellen Mittel der Eltern abhängt, wie sich ein Kind allein entwickelt. Er meint, dass alle Kinder, wenn man sie nur spielen lassen würde, ihre eigene Kreativität entwickeln würden, ihren eigenen Weg zu ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten finden würden. Nur die Eingruppierung in „Benachteiligt“, in der nach mittleren Leistungen als zufriedenstellend für diese Kinder festlegt, begrenzt deren Entwicklung und zerstört die eigene Motivation und Selbstbewusstsein. In unserer Gesellschaft wird stets versucht, die „Schwächen“ zu trainieren, zu verbessern und mangelnde Leistungen zu bestrafen. Das hält er für eine Dressur, wie bei einem Tier. Ein sich selbst entwickelndes Kind wird naturgemäß immer bestrebt sein, alles um sich herum zunehmend zu begreifen und durch seine Neugier immer mehr dazulernen, in seinem eigenen Tempo.

André betont in seiner Erzählung allerdings mehrfach, dass er weder für die Abschaffung der Schulpflicht plädiert noch dafür eintritt, dass alle seinen Weg gehen. Er schildert lediglich seinen individuellen Weg, entstanden durch die aktive Entscheidung seiner Eltern, und teilt mit, dass er sehr glücklich mit seiner Kindheit und seinem Lebensweg ist. Er sieht sich nicht in der Rolle des Missionars, würde aber gern dabei unterstützen, die Rolle der Schulen zu hinterfragen und zu reformieren.

 

Fazit für mich:

und ich war nie in der Schule von Andre Stern RückcoverEr beschreibt einen sehr interessanten Entwicklungsansatz, der ohne jeden Druck und jede „Belehrung“ von außen auskommt und ihn zu einem sehr glücklichen Menschen, frei von Stress und Druck sowie umfassend und ganzheitlich mit vielen Expertisen ausgestatteten Menschen geformt hat. Gerade im Hinblick darauf, dass ich mich mit der in DL üblichen Frontalbeschulung auf Autoritätsbasis sehr schwergetan habe, ist Andrés Lebensgeschichte auf jeden Fall des Überdenkens unserer Wertevorstellungen würdig.

Auf der anderen Seite hat er Eltern, die sehr gebildet und sozial gut vernetzt sind und ihre Kinder sehr bewusst geleitet haben. Ich bezweifle, dass sich die meisten Kinder ohne begleitende intensive Betreuung und Anleitung ähnlich komplex entwickeln oder auch nur in der Lage sind, sich ihr Wissen autodidaktisch anzueignen und ihre Leidenschaften zu entwickeln.

Allerdings habe ich auch keine Vorstellung davon, wie weit die Entwicklung sogenannter Kinder aus bildungsfernen Haushalten bei eigenständiger ungelenkter Entwicklung von der mit unserer heutigen Beschulung und dabei zwangsläufigen „Einordnungen“ in leistungsschwache Kinder abweichen würde.

Und schließlich muss man bei dieser Überlegung berücksichtigen, dass es bislang nur wenige Länder gibt, in denen keine Schulpflicht existiert.

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BEGLEITMUSIK FÜR VIDEO

https://soundcloud.com/andre-stern-official/popular-tracks (Bsp. 3 und 8)

YOU TUBE VIDEO über sein Buch (45 min.)

https://youtu.be/izxJ3-IE_6g

BIOGRAFIE

https://andrestern.com/de/andre-stern/biographie.html

 

 



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